Kooperation mit University of Michigan-Flint (USA)
Better Together
Über die Zusammenarbeit von deutschen und US-amerikanischen Lehramtsstudierenden in der Fachdidaktikausbildung Englisch (Maybritt Knura/ Margitta Kuty)
In einer ersten Zusammenarbeit zwischen der Fachdidaktik Englisch der Universität Greifswald und der University of Michigan-Flint planten sechs deutsche und vier US-amerikanische Lehramtsstudierende im Juni 2019 gemeinsam ein Schulprojekt zum Thema Nachhaltigkeit, welches im Vorfeld mit ihren Dozentinnen vorbereitet worden war und in einer 9. Klasse an der Schule am Bodden in Neuenkirchen durchgeführt wurde. In den jeweiligen deutschen und amerikanischen Seminaren beschäftigten sich die Lehramtsstudierenden mit Aspekten der Unterrichtsplanung und arbeiteten an denselben Dokumenten zu den Themen Inquiry-and Project-Based-Learning sowie zu den UN-Sustainability Goals. Wertvolle Materialien zu den Themen wurden digital ausgetauscht. Beide Seiten trugen spannende Materialien mit jeweiligen lokalen Bezügen sowie Ideen zusammen, die das interkulturelle Lernen befördern und einen Perspektivwechsel ermöglichen sollten. Auch wenn der direkte Kontakt zwischen den Studierenden im Vorfeld eine Herausforderung darstellte, stellte dies keinerlei Hindernis in der realen Zusammenarbeit dar, als die Gruppe aus Flint im US-Staat Michigan nach Greifswald kam. Die Studierenden arbeiteten erfolgreich und motiviert in Tandems oder Dreiergruppen zusammen.
Zu den Herausforderungen eines solchen Projektes gehören neben den Abstimmungen in der Planung auch der Aspekt der interkulturellen Kommunikation zwischen den Lehrenden und Schülerinnen und Schüler sowie den Studierenden untereinander. Englisch diente natürlich als Arbeitssprache. Schülerinnen und Schüler standen vor der Herausforderung, ihre erworbenen Sprachkenntnisse in der realen interkulturellen Kommunikation anzuwenden. So vereinfachten die Studierenden aus Flint ihre Sprache und die deutschen Lehramtsstudierenden fungierten teilweise als Sprachmittler. Die Erfahrung der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit den native speakers war ein großer Erfolg und ermutigte sowie motivierte viele von ihnen. In einem Hauptseminar untersuchte eine Gruppe von weiteren Studierenden die Stärken und Schwächen in der interkulturellen Kommunikation dieser Begegnung. Die Ergebnisse zeigten, dass Schülerinnen und Schüler gründlicher auf diese realen Begegnungen vorbereitet werden können. Hindernisse wurden vor allem in den Bereichen Verständnis der nativen Aussprache, fehlendes Vokabular bei Nichtmuttersprachlern sowie in der praktischen Anwendung von kulturell gebundenen Höflichkeitsformeln identifiziert.
Die Erfahrungen aus dem Projekt und weitere Möglichkeiten der Integration des Themas sustainability education im Englischunterricht wurden anschließend bei einem sustainability lunch mit interessierten Studierenden und Dozierenden diskutiert.
Trotz kleinerer und stets überwindbarer Schwierigkeiten verlief das Projekt sehr erfolgreich. Die Rückmeldungen in der Reflexion waren von allen Seiten positiv und konstruktiv.
Die gemeinsame Arbeit an dem Thema Nachhaltigkeit aus den Perspektiven zweier verschiedener Länder gestaltete sich höchst spannend und regte jeden individuell zum Nachdenken und zur Reflexion über seinen eigenen Lebensstil und politische Maßnahmen an. „Education is the most powerful weapon which you can use to change the world.” – Nelson Mandelas Worte bestätigten sich in diesem Projekt für beide Seiten. Die Beteiligten waren sich einig: Wir haben alle viel Neues gelernt, sind inspiriert worden und haben gemerkt, es geht nur zusammen und indem wir Nachhaltigkeit zu einem integralen Part von Bildung machen.
The Educational Dream?
Inspirationen von einer amerikanischen Bildungstagung zum Thema Place-Based Education
Anfang November 2019 bekamen zwei Mitarbeiterinnen des Fachbereiches Fachdidaktik Englisch der Universität Greifswald, Frau Karoline Thorbecke und Frau Maybritt Woodcock, die aufregende Möglichkeit, zu einer Konferenz mit dem Fokus Place-Based Education nach Flint, Michigan, in die USA zu reisen. Seit ca. einem Jahr besteht eine intensive Zusammenarbeit mit dieser Universität vor allem im Bereich der Lehrerbildung. Nachdem im Juni 2019 bereits eine amerikanische studentische Gruppe mit ihren Dozierenden an einem BNE-Projekt innerhalb des Großprojektes ‚Schule machen‘ an der Universität Greifswald teilnahm, bot die Konferenz in Flint nun die Möglichkeit, dieses Projekt und die Situation bezogen auf BNE in deutschen Schulen vorzustellen.
Die Konferenz erwies sich als höchst bereichernd und inspirierend für die hiesige Lehreramtsausbildung. Neben Vorträgen zu unterschiedlichen Aspekten des pädagogischen Konzeptes der Place-Based Education oder einem Einblick in das Engagement von verschiedenen lokalen Unternehmen und Akteuren, wurden im Verlauf der Konferenz verschiedene Schulen im Schulkreis Flint besucht, die an verschiedenen place-based Projekten arbeiten. Gespräche mit Lehrkräften und Lernenden lieferten wertvolle Impulse für die Arbeit mit regional verorteten Schulen auch in Deutschland. Besonders beeindruckend waren die Hingabe, das Durchhaltevermögen aber auch die Zuwendung der Lehrenden zu den Schülerinnen und Schülern im Zuge der Projektarbeit – unter dem besonderen Einfluss der einzigartigen Geschichte Flints, in der der Rückzug von General Motors aus dem Ort zu extremer Armut, Gewalt, Traumata und Bleivergiftungen im Großteil der örtlichen Bevölkerung führte.
In den eigenen Vorträgen von Frau Thorbecke und Frau Woodcock wurden zum einen das Kooperationsprojekt mit der Universität Flint des letzten Semesters vorgestellt, zum anderen auch aufgezeigt, wie das Konzept der Place-Based Education ggf. durch eine interkulturelle und globale Perspektive bereichert werden kann. Dazu wurden praktische Beispiele aus der Lehreramtsausbildung an der Universität Greifswald angeboten und diskutiert. Besonderes Interesse zeigten die Zuhörenden auch an den Charakteristika des deutschen Schulsystems im Vergleich zum amerikanischen.
Die Leidenschaft und der Einsatz der Lehrkräfte an der Universität Flint, die enge Zusammenarbeit zwischen der Universität und der lokalen Gemeinde sowie den Schulen und die Verbundenheit und Identifikation mit dem Ort, die durch das Konzept der Place-Based Education geschaffen werden, können zu wertvollen Denkanstößen der hiesigen Lehreramtsausbildung führen.