„We are all human!"
Sprache, Zugehörigkeit und Ausgrenzung im Migrationsdiskurs
Was bedeutet es, Teil einer Gesellschaft zu sein – oder eben nicht? Das Projekt „We are all human!“ untersucht, wie Migrant*innen in Deutschland und Großbritannien sprachlich mit Erfahrungen von Vorurteilen, Ungleichbehandlung und Diskriminierung umgehen. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie Zugehörigkeit und Differenz sprachlich konstruiert werden – und welche emotionalen und kognitiven Reaktionen diese Prozesse begleiten.
Ausgehend von qualitativen Interviews mit Migrant*innen rückt die Studie Perspektiven in den Fokus, die in der Migrationsforschung bislang oft übersehen wurden. Sie zeigt, wie persönliche oder mediale Konfrontationen mit ausgrenzenden Diskursen die sprachliche Gestaltung von Identität beeinflussen – etwa durch die Bildung von „Wir“- und „Die“-Gruppen, metaphorische Rahmungen oder geschlechtsspezifische Ausdrucksformen.
Forschungsfokus
Analyse sprachlicher Strategien zur Konstruktion von Ingroup- und Outgroup-Identitäten
Untersuchung emotionaler und kognitiver Reaktionen auf Diskriminierung
Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte in der sprachlichen Identitätsbildung
Theoretischer Rahmen und Methodik
Verankert in der Kritischen Diskursanalyse und inspiriert von Hart’s diskursethnographischem Ansatz (2010), verbindet das Projekt linguistische und kognitionswissenschaftliche Perspektiven. Es zeigt, wie Sprache nicht nur Realität abbildet, sondern aktiv gesellschaftliche Zugehörigkeit und Ausschluss mitgestaltet.
Gesellschaftliche Relevanz
Indem das Projekt Stimmen von Migrant*innen als Diskursakteur*innen sichtbar macht, leistet es einen wichtigen Beitrag zur Erforschung von Sprache als sozialem Handlungsraum. Es sensibilisiert für die sprachlichen Mechanismen von Ausgrenzung – und für die Kraft sprachlicher Selbstbehauptung.
Bisheriger Forschungsoutput:
Landmann, Julia. (im Erscheinen). "'Wir sind doch alle Menschen!'": Sprachliche Manifestation von Auseinandersetzungen mit Vorbehalten, Ungleichbehandlung und Diskriminierung im Diskurs von Migrant*innen in Deutschland." Neuphilologische Mitteilungen.
——— (2023). "Emotionen und Populismus im Kontext der Flüchtlingsdebatten im Englischen und im Deutschen als Beispiel kultureller Variation." In Rüdiger Görner (Hg.): Angermion. Yearbook for Anglo-German Literary Criticism, Intellectual History and Cultural Transfers/Jahrbuch für britisch-deutsche Kulturbeziehungen 16(1). Berlin: De Gruyter, 147-168.